Ein Haus so zukunftsweisend wie die Produkte

News 04.03.2011: Die CAPTRON Electronic GmbH hat seit zweieinhalb Jahren ein neues Gebäude – versorgt mit erneuerbaren Energien. Firmenchef Reinhard Bellm erzählt von Planung, Umsetzung und ersten Erfolgen.

Als Reinhard Bellm mit der Planung an seinem neuen Firmengebäude anfing, hatte er schon ganz konkrete Wünsche an den neuen Firmensitz. Eine Halle für die CAPTRON Elektronic GmbH musste auf jeden Fall größer sein, denn der Grund für den Neubau war der Platz im Münchener Domizil. Dort residierte man zur Miete und das vor allen Dingen auch für den Auslandsmarkt expandierende Unternehmen war räumlich so ausgelastet, dass Bellm keine Mitarbeiter mehr einstellen konnte. CAPTRON entwickelt und produziert elektronische Sensoren, Taster und Schalter, die die meisten Menschen in einer deutschen Großstadt schon mal gedrückt haben dürften: Türöffner und Haltesignale für Züge und S-Bahnen. Hersteller wie Siemens und Daimler gehören zu den Kunden. Neben der Verkehrstechnik kommen die Produkte im Maschinenbau, in der Halbleiterproduktion und im Anlagenbau zum Einsatz.


Der Unternehmer formulierte ganz konkrete Forderungen


Ein Markt mit Zukunft. Zukunftsweisend sollte auch der Firmensitz sein. Die eigenen Wünsche standen dabei im Vordergrund. „So wie wir es brauchen.“ Bellm formulierte absichtlich von Anfang an seine Forderungen, denn er wollte eine langfristige Lösung. Sohn Philip, der schon zehn Jahre im Unternehmen mitarbeitet, würde die Firma irgendwann übernehmen. Dafür hat sich Reinhard Bellm einen Architekten gesucht, der bereit war, seine Forderungen in seine Planungen einzubinden und gleichzeitig eigene Vorstellungen mit einbringen zu wollen. Bevor über die Größe endgültig entschieden werden konnte, musste erst einmal ein Standort gefunden werden. München selbst war zu teuer. Da Bellm gerne seine Mitarbeiter halten wollte, blieb nur eine der Gemeinden drum herum für den Umzug. Schließlich landete man in Olching. Ein großes Anliegen, das Bellm mit dem neuen Gebäude verwirklichen wollte, war die Unabhängigkeit in der Energieversorgung. Heizen, Kühlen, Licht, alles Dinge, die unabhängig von fossilen Brennstoffen möglich sein sollten. Erster großer Schritt war der Einbau einer Wärmepumpe, die problemlos mit dem Grundwasser am neuen Standort versorgt werden kann. Das Grundwasser füllt gleichzeitig eine Zisterne und den Teich, der vor dem Firmeneingang angelegt ist. Statt einer Klimaanlage wird mit Wand- und Fußbodenheizung sowie Deckenstrahlplatten geheizt und gekühlt. Strom wird mit einer Photovoltaikanlage erzeugt und ins Netz eingespeist. Das energetische Konzept setzt sich innerhalb des Gebäudes mit dem Einsatz energiesparender Technik fort. Die Beleuchtung – variabel einsetzbar über BUS-Technik und durch Bewegungsmelder – ist durch die Verwendung von LEDs und Leuchtstoffröhren stromsparend. Konsequent und naheliegend für ein Unternehmen für Sensortechnik war der Einbau von schlüssellosen, per Transponder zu bedienenden Türen. „Technologisch drängt sich so eine Lösung auf“, sagt Reinhard Bellm. Schließlich könne ein verlorener Transponder im Gegensatz zu einem herkömmlichen Schlüssel ganz einfach aus dem System ausgeschlossen werden. Das Schließsystem ist so vor Missbrauch geschützt. Sensible Bereiche der Produktion sind zusätzlich über Fingerabdrucksensoren zu öffnen.


Ein Umfeld, das Spaß machen soll


Einen ganz entscheidenden Faktor für die erfolgreiche Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen sieht Bellm in der engen Zusammenarbeit mit dem Architekten. Der müsse bereit sein, auf die Wünsche des Bauherrn einzugehen und beraten, ob etwas machbar ist oder nicht. Die richtige Wahl des Architekten hat die Bellms davor geschützt, nach Fertigstellung des Gebäudes nochmal einen aufwendigen Umbau vornehmen zu müssen. Im Rohbau wurde den Inhabern nämlich klar, dass die Cafeteria für die wachsende Mitarbeiterzahl zu klein dimensioniert war. Kurzerhand wurde erweitert. Der mit viel Holz geschmackvoll eingerichtete Raum trägt mit vielen anderen Details dazu bei, dass sich die Mitarbeiter im Gebäude wohlfühlen. Helle, lichtdurchflutete Büros, eine künstliche Wasserwand in der Empfangshalle, ein Teich im Eingangsbereich und eine Terrasse mit Tischen und Bänken sorgen für eine angenehme Atmosphäre. „Das Umfeld soll Spaß machen“, sagt Reinhard Bellm. Deswegen sei es ihm wichtig gewesen, den Mitarbeitern einen schönen Arbeitsplatz zu bieten. Bellm: „Wenn die gut arbeiten, haben wir gute Produkte.“ Die Beschäftigten seien deshalb auch frühzeitig in die Planungen zum Umzug eingebunden worden. Jeder Abteilungsleiter durfte sein Büro selbst einrichten, um die Arbeitsweise und die Workflows zu optimieren. Das positive Ambiente spricht sich rum. In Olching ist der etwas ungewöhnliche halbrunde Bau mit dem Koi-Karpfenteich bereits bekannt. Arbeitsplätze bei Captron sind begehrt. Er habe viel weniger Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, berichtet der Firmenchef. Selbst innerhalb des Unternehmens sei die Wirkung des neuen Gebäudes messbar.Die Produktivität sei höher. Einige Bewerber werden sicher noch die Chance bekommen, bei Captron zu arbeiten, denn Platz ist jetzt schließlich genug da.


Bericht von Frank Muck, Ausg. 5 | 4. März 2011 | 63. Jhrg.

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